Das Ende der Demokratie?

Auch wenn das verschiedene Autoren immer wieder heraufbeschwören: Nein, die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des Klimas sind nicht diktatorisch. Im Gegenteil. Die meisten Menschen spüren und begreifen, dass es um das Überleben aller geht. Wenn man es entsprechend kommuniziert. Und dabei tragen Medien und Journalismus eine große Verantwortung. 


Nix darf man. Überall Verbote und Konsumverzicht.

Auch Christopher Caldwell insinuiert in der New York Times im Bezug auf Greta Thunberg: Ihr radikaler Ansatz widerspreche der Demokratie. Er fordert – im Namen der Demokratie – zum Abwarten und zur Geduld auf. „Der Klimawandel ist ein ernstes Problem“, gibt er zu, aber: „Zu sagen, wir können nicht warten, wäre ein ebenso schwerwiegendes Problem“ – laut Caldwell. 

Radikal ist nicht die fridays-for-future-Bewegung, die die Aussagen und Forderungen der Wissenschaftler übersetzt. Radikal und geradezu anarchisch ist bloß die Natur: Die Kippeffekte, die, niemand weiß das so genau, schon eingetreten sind oder uns noch bevorstehen, sind unvorhersehbar. Sie halten sich an keinerlei Regeln. 


Große Empörung angesichts unbeliebter politischer Entscheidungen

Doch Christopher Caldwell schreibt: Kinder in Gretas Alter haben noch nicht viel vom Leben gesehen. Ihre Weltanschauung hält er für unrealistisch, „ihre Prioritäten sind aus dem Gleichgewicht geraten“. 

Dabei wiederholen Greta Thunberg und andere immer wieder: Ihr müsst nicht auf uns hören. Hört auf die Wissenschaftler. Doch sich und anderen behält Caldwell vor, „einfach anderer Meinung zu sein, oder andere Prioritäten zu haben.“

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Alon Preiss, früher Anwalt, schreibt: 

„Eine verwirrende Kolumne erschien heute Morgen in der New York Times. Während Kalifornien den nächsten Waldbränden entgegensieht, während Frankreich unter einer Hitze von 42 Grad leidet und an dem Tag, an dem Grönland an einem einzigen Tag 12,5 Milliarden Tonnen Eis verlor, stellte Christopher Caldwell, leitender Redakteur des konservativen Weekly Standard auf Lebenszeit, fest: „Klimaaktivisten haben… ihre Tonlage geändert…. Sie benutzen das Gespenst des bevorstehenden Aussterbens, um die Öffentlichkeit für Aktionen wie Autoverbote in Innenstädten und den Stopp neuer Ölförderungen zu gewinnen. Dieser neue Fokus vermittelt Dringlichkeit. Aber es wird die Klimaprotestierenden in Konflikt mit der Demokratie bringen, ob sie es realisieren oder nicht.“

„Gegenwärtig“, so Alon Preiss, „ist selbst die amerikanische Öffentlichkeit überwiegend besorgt über den Klimawandel. Und weltweit ist die Besorgnis noch größer. Bisher haben Politiker die Menschen ignoriert und stattdessen Ölfirmen zugehört. Wenn Politiker tatsächlich das Wort des Volkes hören, scheint das genau das zu sein, wofür Demokratie ist.

Natürlich sind junge Menschen am stärksten vom Klimawandel betroffen. Caldwell (und ich!) werden bereits tot sein werden, wenn die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels eintreten. Greta Thunberg nicht.

Das wirkt sich also direkt auf sie aus, und sie hat absolut recht, sich zu äußern. Was sie sehr effektiv – und zu Caldwells Verdruss – tut. Was so „grob“ an ihrer Sprache sein soll, die ihn, Caldwell stört, das sagt er nicht.

In einer ziemlich langen Google-Suche fand sich absolut nichts Unbedenkliches. Dagegen fand ich schreckliche Dinge, die selbst ernannte Konservative über sie gesagt haben.“ 


Ende der Spaßgesellschaft? 

Preiss widerspricht Caldwell sehr deutlich: 

„In einer Demokratie geht es um Debatten. Die Klimaleugner sind zu Wort gekommen. Sie haben unrecht. Und vielleicht, nur vielleicht, sollten wir eine politische Bewegung der verlogenen Wissenschaft verteufeln, die von Ölfirmen bezahlt werden, und die ihre eigenen Gewinne mehr schätzt als die Zukunft der Welt. Wir haben Jahrzehnte gewartet und die Welt brennt. Worauf warten wir noch? Müssen wir noch mehr sehen? Die Jugendlichen der Welt haben Angst vor der Zukunft, die wir ihnen hinterlassen. Sie haben jedes Recht, sich zu äußern.“ Soweit Alon Preiss.